Was kann man machen, damit er oder sie endlich eine Therapie machen?
Ich werde immer wieder per PN gefragt, was man denn machen kann, seinen Partner oder seine Partnerin dazu zu bewegen, eine Therapie zu beginnen.
Sicherlich ist das eine ganz schwierige Sache denn ich vermute, dass es meistens nie weiter gehen wird als an den Punkt, wo man das ausspricht. Hat man endlich den Mut, es zu tun, kann die Reaktion sehr heftig und verwirrend sein. Man wird selber als der „Psycho“ dargestellt und es wird einem selber der Besuch einer Therapie vorgeschlagen und kurz danach kommt die Trennung mit kompletter Kontaktsperre. Reaktionen auf Briefe und Forderungen werden nur mit Androhungen von Anwalt, Polizei und heftigen Abwertungen, über Umwege an einen herangetragen, die Person ist verschwunden, so als ob es sie niemals gegeben hat. In solch einem Fall ist ganz klar zu erkennen, wie ein Kontaktabbruch initiiert und aufrecht erhalten wird. Ich übersetze gerade einen etwas komplizierteren Text aus dem Englischen der diesen Mechanismus sehr gut beschreibt. In den kommenden Tagen werde ich das hier posten. Ich denke das ist ein wichtiger Beitrag, um das Verhalten von Bindungsphobikern zu verstehen und zu realisieren, dass das alles nicht mit einem selber zu tun hat. Ich werde davor noch einen Artikel posten, der sich mit dem „Falschen Selbst“ und dem „Wahren Selbst“ befasst, damit man das verstehen kann. Der Artikel ist insofern auch interessant, weil er die Behandlung eines Paares beschreibt, die gemeinsam in die Praxis kommen und sich schnell in eine Einzelbehandlung verwandelt. Sehr erstaunlich wie das alles funktioniert.
Aber jetzt zum eigentlichen Thema dieses Artikels.
– Der Betroffene muss erkennen, dass er ein Problem hat, das ihn selber, sein Umfeld und ganz besonders, seine Beziehungen letztendlich zerstört. Dies kann man im Grunde einfach erörtern, indem man zurück schaut. Wenn es da sich permanent wiederholende Muster gibt, dann ist das ein Anlass, sich damit ernsthaft zu beschäftigen. Habe ich immer wieder die Partner verlassen? Habe ich immer wieder Panik bekommen? Habe ich immer wieder das Gefühl der Liebe verloren? Habe ich Kinder verschiedener Männer und bin meistens alleine damit? Habe ich meine Ex-Partner verletzt? Habe ich sie abserviert? Habe ich keinen Kontakt zu diesen Menschen bis auf ein paar Ausnahmen wo es halt sein muss? Gibt es Menschen die sauer auf mich sind? Habe ich richtige Freunde, denen ich alles erzählen kann und auch erzähle? ……
– Der Betroffene muss erkennen, dass er es nicht alleine schafft, eine Stabilisierung zu erreichen. Der oder die RICHTIGE wird so wahrscheinlich niemals kommen. Die vielen Versuche in der Vergangenheit haben das bestätigt.
– Dann muss der Betroffene von sich aus entscheiden, dass er diesen Weg gehen will. Er muss durch eignen Willen diese Stabilisierung herbeiführen wollen aber auch Hilfe von Menschen in Anspruch nehmen, die ihn verstehen, die er respektiert und er muss bereit sein, auch einen Therapeuten in Anspruch zu nehmen.
– Dem Betroffenen muss klar sein, dass er ab dieser Entscheidung, sein Leben schonungslos offenlegen muss. All die Bereiche die er oder sie über die gesamte Zeit versteckt hat, werden offengelegt. Das muss er mindestens einer Person gegenüber tun. Dieser Mensch kann ein Freund oder eine Freundin sein wobei es wahrscheinlich besser ist, wenn man dafür mindestens 2 Personen in Anspruch nimmt. Ein Therapeut sollte das auf jeden Fall begleiten denn ein Freund oder eine Freundin wird ohne Fachwissen, schnell an Grenzen kommen. Es ist unabdingbar wichtig, dass der Betroffene dabei so offen und ehrlich ist, wie nur möglich. Es bringt nichts, den Therapeuten oder Freund zu manipulieren, indem man sagt, was er hören will usw.
– Oftmals ist es auch Teil solch einer Behandlung, dass man offenlegen muss, wen man schon alles verletzt und geschädigt hat. Wenn notwendig, wird man sich bei diesen Personen entschuldigen müssen und eine Wiedergutmachung leisten müssen. Das wichtigste und das beste Ergebnis für alle wird aber sein, wenn der Betroffene sein Verhalten ändert.
– Das wichtigste überhaupt ist es, dass der Betroffene es zulässt, dass sein Verhalten immer wieder von ihm selbst, von Freunden und vom Therapeuten hinterfragt werden darf. Noch wichtiger ist es, dass diese Hinterfragungen ehrlich beantwortet werden.
– Es ist wichtig, dass alle Beteiligten wissen, dass eine Persönlichkeitsstörung, besonders eine sogenannte Frühstörung schwer heilbar ist. Noch wichtiger ist es, zu wissen, dass man solch eine Störung in den Griff bekommen kann, indem man durch lebenslange Achtsamkeit, Reflexion und Selbstreflexion am Ball bleibt. Mit einem Partner an der Seite der dies alles erkannt hat und bereit ist, diesen Weg gemeinsam zu gehen oder mit Freunden denen man vertraut und man sich nicht verstecken muss und einem Therapeuten, mit dem die „Chemie“ stimmt, kann man das schaffen.
– Es ist sicherlich hilfreich und wichtig, sich auch mit anderen Personen auszutauschen, darüber zu reden, Erfahrungen auszutauschen, mit Personen die selber betroffen sind, so wie mit Personen die Erfahrungen mit betroffenen Personen haben.
Wenn man sich dessen bewusst ist und man bereit ist das alles auf sich zu nehmen, dann kann das der erste große Schritt in eine schöne Zukunft sein.
Das traurige daran ist, dass leider meistens der Leidensdruck solcher Persönlichkeiten extrem groß sein muss, damit sie sich für diesen Weg entscheiden. Oftmals sind andere Probleme und allgemeine Überforderung sowie zusätzlicher Stress gute und gewollte Ablenkungsmanöver, hinter denen man sich sehr gut verstecken kann.
Die von mir oben beschriebene Reaktion, einfach alle nur möglichen Schranken dicht zu machen und in eine perfekt initiierte Kontaktsperre zu wechseln, ist leider wahrscheinlicher als die Einsicht. Dennoch ist es natürlich lobenswert, wenn man es versucht, die Person die man so sehr liebt, dazu zu bewegen. Es macht auch keinen Sinn in meinen Augen, es nicht zu tun, da man Angst hat, dass man die Person danach verliert. Wenn solch eine Reaktion wie eine Kontaktsperre die Antwort auf eine gut gemeinte Intention ist, dann ist es eh besser, wenn sich die Wege trennen denn dann wird sich nichts ändern. Vielleicht irgendwann, jedenfalls sind wir dann in diesem Moment leider die falschen Personen oder es wird nie passieren. Viele Menschen verpassen diese Chance leider bis ans Ende ihres Lebens.
Der Artikel den ich in ein paar Tagen posten werde zum Thema „Wahres Selbst“ und „Falsches Selbst“ ist insofern sehr interessant, da beschrieben wird, dass sich ein Paar in Therapie begeben hat. Vielleicht ist das noch eine Lösung, dass man gemeinsam geht und daraus sich die Einsicht ergibt. Das Wissen für diesen Beitrag habe ich der Seite Narzissmus.net entnommen und angepasst.
Ich möchte an dieser Stelle nochmals darauf hinweisen, dass ich kein Psychologe oder Therapeut bin. Ich bin diplomierter Pädagoge und das ist mir wichtig, dass ihr wisst, dass meine Texte nicht dazu da sind, um eine Dienstleistung, wie z.B. meine Praxis (die es eh nicht gibt) aufmerksam zu machen. Ich habe auf meinem Weg, raus aus der schrecklichen Zeit nach der Trennung schnell wieder meinen Frieden gefunden, indem ich mich intensiv mit Persönlichkeitsstörungen beschäftigt habe. Im Grunde steht überall der Überbegriff Bindungsangst. Bindungsangst klingt erst mal nicht so schlimm aber im Grunde ist das meistens eine recht ernste Störung.
Ich arbeite gerade daran, das alles hier etwas aufzuarbeiten und einen Plan zu erstellen, dem man als Leser dieser Seite folgen kann. Im Grunde stelle ich dann meine Techniken und mein Wissen euch zur Verfügung, an dem ihr euch entlanghangeln könnt. Mit im Boot ist eine Traumatherapeutin, und eine sehr erfahrene Coaching die sich damit auskennt, wie man aus einem Teufelskreis raus kommt, wie man sich motiviert….
Das Forum ist noch in Bearbeitung, sollte aber bald fertig sein. Dies werde ich natürlich ganz groß ankündigen.
Tag:Bindungsangst, Narzissmus, Therapie